
Wirtschaftlichkeit in der Energiewende
Bei Kaufentscheidungen im Trilemma Wirtschaftlichkeit-Versorgungssicherheit-Ökologie gibt die Wirtschaftlichkeit den Ausschlag. UntergangsszenarienVerschiedene Gruppierungen aus der Wissenschaft,
Es mag im ersten Moment überraschen: als Vertreter der Mineralölwirtschaft äussere ich mich zur Stromversorgung und Kernenergie. Es gehört zur DNA der «Petroliers», für eine bezahlbare, sichere und jederzeit verfügbare Energieversorgung Verantwortung zu tragen. Dies beinhaltet auch ein vertieftes Verständnis für die logistischen und physikalischen Voraussetzungen, die für eine gesicherte Energieversorgung nötig sind. Diesbezüglich zeigen sich in jüngster Zeit Fehlentwicklungen. Diese haben zur Folge, dass die Mineralölfirmen in den kommenden Jahren auch noch die letzte Verteidigungslinie für eine sichere Stromversorgung im Winter gewährleisten. Sie werden im Notfall hunderte von Stromgeneratoren sowie grosse Ölkraftwerke mit Diesel beliefern.
Ausserhalb des deutschen Sprachraums geht man andere Wege. Finnland schaltete dieses Jahr das bisher grösste Kernkraftwerk Olkiluoto 3 ans Netz. Zwar mit 13 Jahren Verspätung und enormen Kostenüberschreitungen, aber die Finnen und selbst die Vertreterinnen der Grünen akzeptieren die Kernenergie; ja sie sind erleichtert, gewährt Olkiluoto 3 doch die Versorgungssicherheit und just zum rechten Zeitpunkt die Unabhängigkeit, namentlich von der Energie Russlands. Auch die Sozialdemokraten Schwedens, die in der Vergangenheit Kernreaktoren stillgelegt haben, vollziehen einen Kurswechsel. Sie haben verstanden, dass die heute noch laufenden Kernkraftwerke des Landes, die 30 Prozent zur Stromversorgung beitragen, nicht durch eine andere Technologie ersetzt werden können. Aus Frankreich bezieht die Schweiz regelmässig grosse Mengen an (Atom-)Strom. Präsident Macron plant bis 2050 den Bau von gleich sechs neuen Kernkraftwerken. Und in den USA pumpt die Biden-Administration über den Inflation Reduction Act Milliarden in den Erhalt und die Weiterentwicklung der Kernenergie. Nur in Deutschland hat die grüne Ideologie dazu geführt, dass neuste Kernanlagen stillgelegt wurden, obwohl die Energieversorgungssicherheit auf der Kippe steht und die Klimaziele unerreichbar sind.
In der Schweiz tun wir gut daran, beide Wege zu einer CO2-freien Stromversorgung zu beschreiten: sowohl den erneuerbaren als auch den nuklearen. Am Wochenende entscheiden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die Zukunft der erneuerbaren Stromproduktion in unserem Land. Avenergy Suisse unterstützt das Stromgesetz, mit dem der Ausbau der Solar- und Windenergie und der Speicherseen gefördert werden soll. Wie die Finnen sollten auch wir in der Schweiz die Autarkie der Energieversorgung im Auge behalten. Das Stromgesetz bietet dafür eine gewisse Gewähr. Trotzdem werden wir nicht umhinkommen, in Kürze das über der Kernenergie verhängte Tabu zu brechen und um einen politischen Konsens zu ringen. Auch die Kernenergie muss in unserem Land eine Zukunft haben, sollen dereinst die fossilen Energieträger ersetzt werden.